Konzept und Werkauswahl für die KREIS Galerie Nürnberg
Mit seinem über 5 Meter hohen, großverglasten Hauptraum stellt die Raumsituation der KREIS Galerie für die
künstlersozietät eine besondere Herausforderung dar. Nach intensiver Auseinandersetzung zeigen die Künstler nun eine exakt auf Raum- und Ortsituation abgestimmte Werkauswahl, deren inhaltliche Verbindung das "Reisen" bilden soll.
Um die Wirkung des cubenartigen Innenvolumens zu unterstreichen, sind an der großen über 9 Meter breiten und 5 Meter hohen Hauptwand
Bernd Rummerts "Arabesken/1m/14mm Durchmasser" verschraubt. Diese aus jeweils 1 Meter Draht von Hand gefertigten Objekte bilden in exaktem Meterabstand ein Wandraster, das die gesamte Fläche zum installativen Bildobjekt erhebt. Der ornamentale Charakter projiziert Strukturen moderner Außenarchitektur an die zentrale Wand der Galerie. Das System wiederholt sich mit "3100m" Draht, die als Spiralstäbe in einer auf dem Boden stehenden Holzkiste liegen.
Dem entgegengesetzt hängen
Elisabeth Baders "208 Magensteine" wie ein leicht verschleiernder Vorhang in der ebenfalls 5 Meter hohen Glasfensterfassade. Sie geben der Ausstellung ihre inhaltliche Intimität zurück, die persönlichen Reiseerlebnissen eigentlich zunächst anhaftet. Die Magensteine sind von der Künstlerin nicht als starr definierte Installation entwickelt, sondern werden variabel gezeigt: Einst als Raumvolumen , danach verpackt, jetzt in hängender Flächenwirkung.
An der kürzeren 5 Meter hohen Wand sind
Wolfgang Mennels "pixelfelder" gelehnt . Die sechs bildtragenden Metallstelen korrespondieren mit
Elisabeth Baders dreiteiligem "schwarz Wald" in der Mitte des Raumes,
Bernd Rummerts an der Wand und in der Ecke lehnenden "Wanderstäben" und
Christian Hofs "Die Unschuld der Dinge": sechs aufeinander gestapelte hölzerne Munitionskisten aus dem Jahr 1937.
Die Wände der Empore säumt ein Band aus "23 Monologen" von
Christian Hof. Jede dieser Arbeiten wurde aus Tasten von einer Tastatur gefertigt. Titel und in den Werken enthaltene Worte sind Isogramm-Paare. Sie erzählen kleine kompakte Geschichten, die auf ein Pixelrelief reduziert sind.
In der Mitte der Empore ist
Wolfgang Mennels "familenlandschaft" angerichtet. Abdrucke von Bildern aus alten Fotoalben des Künstlers sind in moderne Alltagsformen wie Becher, PET-Flaschen und Verpackungen eingegossen. Jeden Tag schwimmen Fragmente bildhafter Erinnerungen an die Oberfläche unseres gelebten Alltags. Die Präsentation auf Böcken reflektiert bewusst eine Situation zwischen Arbeit und Häuslichkeit.
Im Untergeschoß zeigt die
künstlersozietät in kompakter Präsentation Werke, die sich auf die Auswahl im Hauptraum beziehen. Den Boden säumen
Elisabeth Baders "Brocken", die wie Mondsteine anmuten und der Exotik des oben präsentierten "schwarz Wald" eine gewisse Erdung entgegensetzen. Ein "leichter Koffer für schwere Zeiten" und eine "leere Reisehandtasche" greifen das Reisen wieder auf, wie auch
Wolfgang Mennels "auslaufen" und "ausfahrt", das ein Picknick im Jahr 1934 dokumentiert. Zusätzlich bildet das zweiteilige "aus träumen" eine Verbindung zu Erdgeschoß und Empore.
Mit "Neuland betreten", "... und über das Land fiel eine leichte Leere" sowie dem gemeinsam mit Drahtarbeiten von
Bernd Rummert an der Säule lehnenden "Dimension und Defizit" zeigt
Christian Hof Tastaturreliefs, die als abstrakte Bilder wirken sollen - Wortkombinationen sucht man hier vergebens. Mit Tipp-Ex formatierte Poesiealben aus dem Jahr 1937 zeigen vom Künstler getilgte persönliche Vergangenheit. Wie auch bei
Wolfgang Mennels NS-Bezügen in seinen Fotoarbeiten wird hier der Umgang mit belastender Vergangenheit hinterfragt. Das nicht alle Kunst solchen Ernst trägt, zeigen
Bernd Rummerts titellose Bojen, die an den Kleiderbügeln für die Gäste hängen: Eine verschmitzte und farbenfrohe Installation, die erst durch viele Besucher lebendig wird.